Warum uns autoritäre Strukturen
immer wieder einholen

Selten hat mir ein trauriges Thema wie autoritäre Beziehungsstrukturen so viel „Freude“ gemacht wie beim Film „The Irishmen“.

Die Gefühlswelt und Logik einer selbstgefälligen mafiosen Männerwelt ist als verdichtetes filmisches Kunstwerk von Martin Scorsese gut anzuschauen – so fremd und doch so vertraut. Auch wenn wir diese „Reinkultur“ eines autoritären Weltverständnisses heute zum Glück nicht mehr so oft finden, die gesellschaftlichen Nachwirkungen beschäftigen uns noch immer stark. 

Je besser wir Beziehungsstrukturen der autoritären Weltsicht erkennen können, desto leichter können wir sie stoppen und verändern. Wir werden die Nachwirkungen autoritärer Gesellschaftskultur erst transformieren können, wenn wir sicherer sind Beziehungsmuster einordnen zu können. Insbesondere hilft es uns, wenn wir über uns selbst wissen, wann wir in veraltete Glaubensmuster zurückfallen. Da dies meistens unbewusst geschieht ist es also doppelt wichtig, dass wir unsere blinden Flecken finden. Daß bedetuet, uns selbst immer bewusster kennenzulernen, wie wir in Beziehungen „ticken“. Denn wir alle sind teilweise modern und teilweise veraltet in unseren Ansichten über Beziehungen, niemand hat die Weisheit neuer Beziehungskultur „mit Löffeln gegessen“!

Um also neue Beziehungskultur auf Augenhöhe zu leben, müssen wir das „Alte“ gut kennen! Nur wenn wir sicher darin sind, autoritäres Verhalten zu erkennen, werden wir lernen, wie wir dem konstruktiv begegnen können. 

Was ist autoritär anstatt auf Augenhöhe?

Autoritäre Beziehungen sind Beziehungen, in denen es ein Machtgefälle gibt, ein Oben und ein Unten. Das Gegenüber ist nicht selbstbestimmtes Subjekt, sondern ein Objekt, das behandelt wird und nicht gleichwürdig mit uns ist.

Die wichtigste Glaubenszutat für das autoritäre System ist, dass es niemals eine gute Lösung für alle gibt. 

Gewinnen kann nur der Stärkere.
Wer auf der Seite des Stärkeren ist, kann mit-gewinnen, profitieren. 

Die „Miteinander mehr erreichen“ – Idee existiert gar nicht als Möglichkeit! Aber es gibt sie dennoch. Und alle Menschen, die wie ich schon einmal konkret selbst erfahren haben, dass wir zusammen weiter kommen als allein – die möchten der alten und verkürzten Idee einer Ellbogen-Gesellschaft nicht mehr anhängen.

Hier nur ein kleiner Appetithappen der Kooperationskultur, also dessen, was wir zusammen schaffen können und niemals allein. Dieses Team schafft es eine dreimal höhere Mauer als sie selbst gemeinsam zu überwinden – allein wäre es nicht machbar! Hier eine filmische Inspiration der Grundidee der Kooperationskultur: Beziehungen auf Augenhöhe führen dazu, dass alle miteinander ihr volles Potential entwickeln können. Niemand muss dazu verlieren.

Es kann nur einer gewinnen!

Wie wir auf die Welt sehen, bestimmt wie wir handeln. Wenn wir glauben, dass nur einer gewinnen kann, dann werden wir dementsprechend handeln. 

 Und diese scheinbar realistische Gesellschaftsidee wirkt natürlich auf Menschen, die Entwürdigung und Entmachtung in ihrer Kindheit tatsächlich selbst erfahren haben, besonders überzeugend, denn sie entspricht ja den tatsächlichen Erfahrungen. Wer als Kind schon früh erlebt hat, wie ein Erwachsener „gewinnt“, indem man selbst erniedrigt oder verletzt wird, der „glaubt“ an das Gesetz des Stärkeren.

Und wer selbst erfahren hat, wie es sich „unten“ anfühlt in Beziehungen, wie erbärmlich es ist, schwach und ausgeliefert zu sein – der will gern bei nächster Gelegenheit die Seite wechseln und vom Opfer zum Täter werden. Wenn wir dann nur Oben-Unten Beziehungen kennen, dann wollen wir wenigstens „oben“ sein, denn da droht scheinbar weniger Schmerz und Verletzung.

Die WinWin-Idee ist in autoritären Strukturen zwar auch bekannt, aber „nur“ als befristetes Konzept bis einer in einer machtvolleren Position ist und das WinWin Konstrukt nicht mehr braucht. Deswegen scheitern Räuberbanden und Ganoventeams am Ende fast immer den Gewinn aufzuteilen. 

Autoritäre Strukturen rechtfertigen ihre Oben-Unten-Ideologie damit, dass es Menschen oder Tiere gibt, die weniger wertvoll bzw. nicht würdig sind, überhaupt zu leben und deren Vernichtung die angebliche Lösung aller Probleme ist. Bei den Nazis waren es „die Juden“, heute sind es „die Ausländer“, die entmenschlicht werden und deren Tod daher ethisch kein Problem mehr darstellt. Wichtig ist immer, dass es da draußen irgendwo einen Feind gibt, der für die internen Probleme verantwortlich gemacht werden kann.

Onlinekurs

So viele Haltungen, mit denen unsere Eltern und vielleicht auch noch wir selbst aufgewachsen sind, entstammen der autoritären Weltsicht. Ich nenne sie Relikte der autoritären Weltsicht. Sie wirken unbewusst in uns und führen dazu, dass sich unsere guten Vorsätze nach ein paar Streiterein in Luft auflösen und Konflikte manchmal destruktiv werden, ob in Familie oder Arbeitsteams. Im Umkehrschluss aber bedeutet dass auch, dass sich alle destruktiven Konflikte in Deinem Leben lösen lassen, wenn Du erkennst, wann Du oder Dein Gegenüber die Relikte der autoritären Weltsicht nutzt. Wer erkennt, was auf Beziehungsebene passiert, der kann klarer sehen und sich bewusst auf die Suche nach neuen Lösungen machen.

Hier stelle ich Dir zwei Relikte vor (mehr findest Du in meinem Onlinekurs):

Relikt Nr. 1: Halte Dich bedeckt. 

Zeige nie alles, was Du denkst oder fühlst.

Das Nicht-Wissen des Gegenübers ermöglich strategisches Handeln, so dass Du auf Kosten des Anderen gewinnen kannst. Oder Du kannst „mitsegeln“, weil Du selbst Dich zurücknimmst.

Sage also nie klipp und klar, was du denkst oder willst. Gerade in dem Film „The Irishmen“ wird immer wieder klar, dass Hauptperson Frank so weit die interne Karriereleiter erklimmt, weil niemand genau weiß, wie er denkt und fühlt (und er andererseits seinem Boss immer sehr loyal ist). 

Und sehr anschaulich sind auch die vielen Szenen, in denen Aufträge vergeben werden oder miteinander verhandelt wird, ohne daß genau gesagt wird, worum es geht. „Du verstehst, was ich meine“ ist einer der Lieblingssätze der autoritären Kultur – der Boss muss gar nicht klar sagen, was er will und sein Gegenüber wird alles dransetzen, richtig zu „erraten“, was er braucht.

Ganz anders funktionieren Beziehungen auf Augenhöhe:
 – Im autoritären System sind die unten für die oben verantwortlich – anders in Beziehungen auf Augenhöhe, wo jeder Erwachsene selbst-verantwortlich ist!
– Im autoritären System ist es überlebenswichtig sich bedeckt zu halten, dagegen funktionieren Beziehungen auf Augenhöhe nur langfristig mit höchster Transparenz und Ehrlichkeit!

  1. Buckel nach oben und trete nach unten 
    Im Filmausschnitt gut zu sehen: fordere das „Buckeln“ ein, wenn Du oben sein willst. Hier kämpft Jimmy Hoffa, ein egozentrischer Gewerkschaftsboss darum, dass ihm Respekt von einem „Untergebenen“ entgegenbracht wird. Respekt zeigt sich für ihn darin, dass man Anzug trägt für den da oben und pünktlich ist. Man lässt den Boss niemals warten. Aber sein Gegenüber ist rebellisch und beherzigt weder die von oben verordnete Kleiderordnung noch bemüht er sich um Pünktlichkeit, vielleicht war er sogar absichtlich zu spät. Hier will einer nicht mitspielen und selbst Boss sein, das hat zur Folge, dass beide Männer in einem kindischen aber auch leicht tödlichen Machtkampf landen und sich Hauptfigur Frank bemüht, zu deeskalieren ohne einem von beiden zu nahe zu treten.

    Jeder, der solche Sätze sagt wie „Kinder von heute haben aber auch gar kein Respekt mehr“ möchte gern wie Jimmy Hoffa im Video Führungsautorität qua Amt oder Rolle bekommen ohne selbst etwas dafür zu tun. Nur weil wir „oben“ sind, Besitzer, Eltern oder Lehrer:innen sind usw.

    Führungskompetenz auf Augenhöhe dagegen kann man nicht per Gehorsam verschreiben, sondern sich nur „verdienen“. Der Respekt wird mir geschenkt, weil ich selbst meine Grenzen achte und in Folge auch die Grenzen anderer Lebewesen achte. Wer dann noch gute Entscheidungen trifft, der hat schnell Anhänger:innen ohne dass er oder sie, Anzüge oder Pünktlichkeit einfordern muss. In unserem pferdegestützten Workshop „Respektvoll Führen“ kannst Du selbst den Unterschied erleben, wie sich beide Führungsstile unterscheiden.

Workshops für Beziehungskompetenz auf dem Mirabellenhof

Wenn Du mehr Liebe, Leichtigkeit und Führungskompetenz in Deinen privaten und beruflichen Beziehungen erleben willst, dann kannst Du hier Dein Handwerkszeug dazu erweitern: Unsere pferdegestützten Workshops bieten Dir in kleiner Gruppe und geschütztem Rahmen die Erforschung und Erweiterung Deiner individuellen Beziehungsmuster. Oder Du kommst mit Deinem ganzen Team, damit ihr zusammen Führungskompetenz auf Augenhöhe tiefer erforscht und weiter entwickelt.

In den pferdegestützten Workshops kannst Du in einem geschützten, sicheren Setting körperlich erleben, wie es sich für Dich anfühlt, wenn Du ganz DA bist und Deine volle Kraft nutzt. Wie Du für Deine Grenzen sorgst, klar bist in Konflikten und gerade dadurch echte Friedlichkeit ausstrahlst.

Beratungen und Workshops für Beziehungskompetenz helfen Dir privat wie beruflich Beziehungen aktiv auf Augenhöhe zu gestalten. Erfahre, welchen Unterschied es für Deine privaten wie beruflichen Beziehungen macht, wenn Du Dich grenzsicher, selbst-verantwortlich und authentisch verhältst. 

Live auf dem Mirabellenhof

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