Autonomie lehren – 
„Wenn die Jugend keinen Ärger macht, wie soll sich dann etwas ändern?“

Viele Eltern haben Sehnsucht nach einer neuen Erziehungskultur. Sie wünschen sich für ihre Kinder den Abschied von autoritären Erziehungsmethoden wie Druck, Zwang, Anpassung und Gehorsam. Die Werte der Elite-Schule aus dem Film „Der Club der toten Dichter“ waren Tradition, Ehre, Disziplin und Leistung – aber junge Eltern heute wünschen sich mehrheitlich andere Werte in Kita und Schule. Selbstbestimmung, Potenzialentfaltung, Gleichwürdigkeit stehen heute ganz oben auf der modernen Wunschliste.
 

Inhaltsverzeichnis

Warum ist Autonomie schlecht mit dem traditionellen Schulsystem vereinbar ? 

Autonomie als Bildungsziel klingt für fast alle Ohren gut und erstrebenswert. Denn niemand sagt heute laut, dass wir gehorsame und angepasste Kitakinder oder Jugendliche wollen. Nur wenn wir das Bildungsziel Autonomie ernst nehmen und unsere Kinder „für die Sterne lernen lassen“ (siehe das Lied von Dota Kehr) – passen diese Kinder dann noch in ein Kita- und Schulsystem, wie wir es zu denken gewohnt sind?
 

„Ich kenne ein′ Jungen,
so seltsam und weise
Manchmal ist er Stunden
ganz versunken und leise
Dann wieder wild und kaum zu halten
Als wäre er erfüllt von Naturgewalten

 

Er sagt
Ich bin nicht hier, um mich zu bemühen

Ich bin hier, um zu glüh’n
Ich bin hier, um zu blüh′n
Ich bin nicht hier, um dir zu gefall’n
Ich bin nicht hier, um dir zu gefall’n

Nein, ich bin hier für die Sterne
Und ich bin hier sehr gerne
Und ich bin hier, weil ich lerne
Ich bin nicht hier, um dir zu gefall′n
Ich bin nicht hier, um dir zu gefall’n“

(Dota Kehr, Für die Sterne)

 

Warum es kein Zurück mehr gibt

Wie oft „Funktionieren“ wir Erwachsenen im Alltag? Leider recht häufig, würde ich behaupten. Wenn wir funktionieren, dann sind wir gehorsam. Dann gefallen wir denen, die uns beibrachten, dass Funktionieren, die Aufgaben schnell erfüllen usw. besser sei als den eigenen Rhythmus spüren und den eigenen Weg zu gehen.

Warum Gehorsam so gefährlich ist und wir dennoch oft gar nicht merken, wie gehorsam wir selbst als Erwachsene immer noch sind, kannst Du in dem kleinen Buch von Arno Gruen nachlesen: Wider den Gehorsam.
 
Die Musiker:innen aller Welt besingen es das Dilemma gut gemeinter aber wenig lebensrelevanter Bildung und Erziehung oft genug… wie im Song „Kodachrome“ von Paul Simon:
 
„When I think back
on all the crap I learned in high school
It`s a wonder
I can think at all
And though my lack of education
hasn´t hurt me none…“
 
Sehr anschaulich, nein sehr gut hörbar, beschreibt Danger Dan seine Erfahrungen mit einem autoritären Schulsystem. Alle Lieder kannst Du in der Box unten bei Spotify hören.
 
Der Refrain dieser Abrechnung mit seiner alten Schule lautet:
 
„Denn neben Mathe und Latein
brachte man mir noch bei
dass ich nicht pünktlich und
nicht arbeitsam und tugendhaft
im preussischen Sinne
ähnlich ’nem Roboter,
der Ja und Amen sagt
Und die Vokabeln lernt
und andere verpfeift
so wie ein Hilfssheriff des Lehrkörpers
Und insgesamt recht aufmüpfig nur sei“
 
 Wer in einem solchem autoritären Schulsystem seine Integrität und Autonomie bewahren will, muss aus dem System fallen. Wenn Du wissen willst, was ich mit Integrität im Sinne von Beziehungskompetenz meine, dann lies hier noch in diesem Blogartikel nach. Deshalb ist es so schwierig, die Schule zu revolutionieren, weil es nicht ein paar kleine Änderungen braucht, sondern ein radikal andere Auffassung, Schule zu denken.
 

Beziehungwissen zum Hören: Lieder zum Thema Autonomie

Autonomie lehren sprengt das traditionelle Erziehungs-System: Der Club der toten Dichter

Ein trauriger und dennoch inspirierender Klassiker zum Thema Autonomie in Schulen ist der Film „Der Club der toten Dichter“, den nicht aus den Jahren gekommen ist. Hier sehen wir grossartiges Lehrer-Engagement, dass zwar Eindruck hinterlässt aber am Ende nicht gegen das autoritäre Erziehungs- und Machtsystem ankommt.  Lange bevor ich den Begriff kannte, wird hier wunderbar porträtiert, wie „embodiment experience“ – also körperorientiertes Lernen – im Fach Literatur und Philosophie aussehen könnte. Unsere pferdegestützten Workshops auf dem Mirabellenhof beruhen ebenfalls auf „embodiment experience“ – denn Fähigkeiten, die wir ganzheitlich erwerben sind so viel wertvoller als „Kopfwissen“. 
Der Lehrer, der hier im Film so leidenschaftlich für Autonomie seiner Schüler einsteht, muss am Ende gehen.  Die Werte dieser Eliteschule bleiben leider Tradition, Ehre, Disziplin und Leistung – Werte, die Gehorsam einfordern und eben kein Wachstum in Autonomie ermöglichen.

Wenn nicht autoritär – was dann?
Was Non-Direktivität nicht bedeutet

 
Meiner Erfahrung nach verfallen Eltern und Fachkräfte in folgende drei Irrtümer der Non-Direktivität, wenn sie mit dem Vakuum  nach dem Abschied von autoritärer Führung konfrontiert sind:
 
1. Führung weglassen und Gleichberechtigung versuchen zu leben. Endlose Erklärungen und Diskussionen, mit der Bitte an das Kind, den Sinn aus Erwachsenensicht einzusehen. 
 
2. Führung weglassen und das Lust und Laune-Prinzip etablieren. Die Kinder weitestgehend machen lassen, was sie wollen. Sollte das doch mal nicht gehen, dann platzt am Ende der Kragen der Geduld und die alten autoritären Muster brechen durch.
 
3. Führung weglassen und sich bedürfnisorientiert nur noch am Kind orientieren. Das Kind wird somit auf einen Thron gehoben und die vertikale Beziehung Erwachsener – Kind hat sich nun um 180 Grad gedreht: Die kindlichen Bedürfnisse sind am wichtigsten und die Erwachsenen gehen über ihre Grenzen und stecken Bedürfnisse zurück. 
 
Alle drei Wege sind verständliche Wege, wenn Altes wegbricht und das Neue nur vage erahnt werden kann. Wenn es keine Vorbilder gibt und sowohl Eltern wie Fachkräfte nach dem Versuch und Irrtum- Prinzip lernen müssen, was auf lange Sicht Kindern Kindheit und Potenzialentwicklung ermöglicht.
 
Ich bin sehr froh, dass ich durch meine Ausbildung am Deutsch-Dänischen Institut für Familientherapie und Beratung in Berlin neue Formen der Führung erleben durfte. Und dass mich meine Kinder, die Ausbildung meiner beiden Pferde und Hunde ebenfalls „gezwungen“ haben, neue Wege beschreiten zu lernen. Und wie immer im Leben: Wenn wir erstmal etwas Neues und Besseres erfahren haben, dann wollen wir auf keinen Fall mehr zurück – nur noch vorwärts und weiter lernen, wie „Neue Beziehungs- und Führungskultur auf Augenhöhe“ gelingt.
 

Autonomie im Kindergarten ermöglichen – Praxisbeispiel „Wilde 9“

 In dem folgenden Podcast über den Kindergarten „die Wilde 9“ in Guest bei Greifswald erzählt die Gründerin Anja Niemand über ihren persönlichen Weg zur nicht-direktiven Erziehung in einer Kita. Aus meiner Supervisionspraxis kann ich sagen, das ich persönlich keine andere Einrichtung kenne, in der es so gut gelingt Selbstbestimmung und Integrität der Kinder mit einer achtsamen Führungsverantwortung der Erwachsenen zu leben. 
 
Warum gelingt es hier und leider an so vielen anderen Kitas und Schulen (noch) nicht? 
Ich würde sagen: 
  1. Die erwachsenen Fachkräfte sorgen zu aller erst für sich selbst
  2. Die Kinder finden eine immer zur Verfügung stehende vorbereitete Umgebung statt, sprich eine vielfältige Werkstattlandschaft plus Ruhe- und Toberaum und grossem Außenbereich
  3. Die Fachkräfte sind in erster Linie einfach nur da – es gibt nicht ständig etwas zu tun oder zu erledigen. 
  4. Es gibt keinen pädagogischen Morgenkreis und keine verbindlichen Schlafzeiten
  5. Es können Kreise einberufen werden für bestimmte Anlässe, Ansagen, Geburtstage feiern usw.
  6. Durch das Da-Sein, die absichtslose Präsenz, können die Fachkräfte jederzeit Kindern helfen, sich sprachlich genauer auszudrücken, ihre Bedürfnisse zu spüren oder in sozialen Konflikten zu navigieren
  7. Angebote sind freiwillig
  8. Angebote der Erwachsenen entstehen einerseits oft spontan aus den Beobachtungen und wahrgenommen Bedürfnissen der Kinder, z.B. Gespräche über den Tod, wenn ein totes Tier im Garten gefunden wurde
  9. Angebote entstehen andererseits aus den Leidenschaften der Erwachsenen fürs Motorsägen, Theaterspielen, Tanzen usw.  (das heißt die persönliche Begeisterung wirkt ansteckend)
  10. Angebote entstehen aus Alltagsnotwendigkeiten, wie Gemüseschneiden für das Mittagessen, Hecke schneiden, Hausmeisterbauten begleiten, ein Laden besuchen. Hier übernimmt ein Erwachsener die Verantwortung und in der Regel finden sich immer Kinder, die gern dabei sind. Es werden keine Kinder aktiviert, motiviert oder angetrieben („Wir müssen jetzt Obst schneiden“). Eine Fachkraft kann sagen: „Ich bereite jetzt den Obstteller vor, mag mir jemand beim Schneiden helfen?“ und darauf vertrauen, dass Kinder gerne in die praktische Tätigkeit und Verantwortung gehen, wenn sie freiwillig bleibt.
 

Selbst-Verantwortung der Fachkräfte fördert Autonomie

Jesper Juul nannte es persönliche Verantwortung. Ich speche lieber von Selbst-Verantwortung, denn bei diesem Begriff wird noch klarer, dass es „nur“ für die Verantwortung für uns selbst ist, nicht für andere. Selbst-Verantwortung bei Fachkräften bedeutet auch im professionellen Kontext, daß die erwachsenen Menschenzuerst ihre eigenen Bedürfnisse ernst nehmen, damit sie dann gut für Kinder da sein können.  Es dreht sich also nicht „alles“ um die Kinder, sondern auch als Fachkraft fange ich bei mir selbst an.
 
Im Vordergrund steht die Idee, dass es den erwachsenen Menschen, die hier arbeiten gut gehen soll. Jede Mitarbeiter:in ist angehalten, zuallererst für sich selbst gut zu sorgen (damit er/sie danach gut für die Kinder da sein kann).  Kinder lernen vom Vorbild und wenn sie von Menschen umgeben sind, die gut für sich selbst sorgen dann ist dies das beste Vorbild, dass sie für ihr Leben haben können. Eine Kita oder Schule, in der sich Erwachsene maximal wohlfühlen hat eine ganz andere Atmosphäre und Ausstrahlung als eine Einrichtung, in der sich alles um einen „Plan für die Kinder“ dreht, dem die Erwachsenen sich unterordnen und dabei sehr oft über die eigenen Grenzen gehen. Hier sollen Kinder etwas lernen, dass die Erwachsenen selbst gar nicht vorleben – was für eine Farce und Doppelbotschaft!
 
Damit es Erwachsenen auf ihrer Arbeitsstelle gut geht braucht es wöchentliche Teamsitzungen in denen nicht nur organisiert wird, sondern ein Drittel der Zeit darüber gesprochen wird, wie es mir gerade am Arbeitsplatz und auch persönlich geht. Diese persönliche Sprache über sich selbst zu finden und zu üben klingt leichter als es ist, denn wir alle sind die Alltagssprache gewohnt, in der wir uns wenig zeigen und verletzlich machen und gern über andere reden statt über uns selbst. Es braucht regelmäßige Teamtage, Teamsupervisionen und Fortbildungen damit es Menschen gelingt, dem komplexen pädagogischen Alltag mit Kindern, Eltern und Team jeden Tag neu und bewusst zu gestalten. 
 
Ich glaube, das ist ein Kennzeichen moderner Pädagogik auf die Augenhöhe: Um so zu arbeiten muss ich als Fachkraft ständig in der fachpersönlichen Entwicklung sein. Meine Persönlichkeit ist mein Handwerkszeug und ich kann die Arbeit an meinen Beziehungsmustern in diesem Beruf nicht außen vor lassen.
 
 

Praxisbeispiel Schulversammlung

Das Team einer freien Schule stellt fest, dass immer weniger Jugendliche der Sekundarstufe an der Schulversammlung teilnehmen. Diese zentrale Organ der Selbstverantwortung ist eigentlich als der Ort geplant, wo die Jugendlichenihren Schulalltag mitbestimmen und mitgestalten können. 
Alle Bemühungen des Schulteams, die Schulversammlung ansprechender oder besser zu gestalten, hatten bisher keinen Erfolg.
Es kommt die Diskussion auf, ob die bisher freiwiliige Schulversammlung zu einer Pflichtveranstaltung werden soll. Und was folgt als Konsquenz, wenn die Jugendlichen sich dennoch weigern teilzunehmen?
 
An diesem Punkt dominiert in einem Kita- oder Schulteam schnell die Frontenbildung, wer für mehr oder weniger Strafen oder Konsequenzen ist.
Ich empfehle, einen Schritt zurück zu gehen und gemeinsam zu überlegen, warum die Erwachsenen eine Schulversammlung wollen. Wie könnten die Erwachsenen Selbst-Verantwortung übernehmen anstatt ihre wertvolle Kraft in Regeldiskussionen zu erschöpfen?
 
Anstatt den Schüler:innen gegenüber zu argumentieren, dass die Schulversammlung Pflicht ist und zum Besten der Schüler:innen sei, könnten die Erwachsenen als Vorbild fungieren, wie man für seine eigenen Bedürfnisse Verantwortung übernimmt. Sie könnten für sich selbst eintreten und sagen: 
 
Wir als Team brauchen die Schulversammlung, weil
  •  wir mehr mit Euch in Kontakt sein können, wenn wir Euch einmal die Woche alle zusammen erleben können
  • wir einen Ort anbieten wollen, wo Austausch möglich ist (selbst wenn ihr den dann nicht immer für euch nutzt)
  • wir als Fachkräfte hier die Schule am Leben halten und so am einfachsten und effektivsten mit Euch allen zusammen Absprachen treffen können / verbindliche Ansagen machen können
  • wir im Alltag nicht immer alles überblicken und uns manches entgeht
  • wir als Fachkräfte nicht mit jedem Einzelnen alles absprechen können
  • einen Ort für Bekanntmachungen und Dialogzeiten brauchen, z.B. warum wir als Schulteam etwas so und so entschieden haben und warum ihr Schüler:innen etwas so und nicht anders haben wollt
  • wo wir als Team angesprochen werden können, als Team gesehen werden können
  • wir als Team einen offizielles Gremium haben wollen, wo Team und Schüler:innen alle miteinander Gemeinschaft erleben, z.B. Beratungsprozesse über Ausflüge erleben, etwas feiern oder Abschied nehmen
 
Wenn dann die Antwort der Schüler:innen ist, dass es verlorene Zeit sei, langweilig und es ja eh nichts bringt, dann ist es dann ein wichtiger Ausdruck der Befindlichkeit der Schüler:innen. Aber es ist kein Hinderungsgrund für die Erwachsenen, die sagen könnten: Es tut mir leid, dass es Dir wie verlorene Zeit vorkommt. Ich nehme gerne Ideen an, was wir besser machen könnten. Aber Du musst hier nichts sagen oder tun, einfach nur anwesend sein – deine Anwesenheit ist etwas, was wir als Schulteam von Dir brauchen, damit diese Schule so funktioniert, wie sie funktioniert. Damit Du weiterhin die vielen Freiheiten und Besonderheiten einer freien Schule geniessen kannst, die wir hier organisieren. 

Wenn wir Regeln und Regelverletzungen in den Vordergrund stellen, dann verlieren wir die direkte Beziehung im Hier & Jetzt. Es macht einen Unterschied, ob ich als Fachkraft sage: „Du musst kommen“ oder ob ich Eindruck als Mensch hinterlasse indem ich über mich selbst spreche „Ich will dass Du kommst, weil ich so meine Arbeit hier am besten machen kann.“ 

 

Autonomie lehren braucht Führung und Freiheit vom System

Eine jugendlich erfrischende und und kraftvolle „Coming of Age “ Serie ist „Hrawang – the poet warrier youth“. Die Netflix-Serie spielt in einer koreanischen Eliteschule für männliche Aristokraten im 5. Jahrhundert, die es wirklich gab. Allerdings bezweifle ich, dass es in Wirklichkeit so idealtypisch und reformpädagogisch war, wie im Film dargestellt. Aber mich interessiert ja weniger die historische Faktenlage als mehr das Menschenbild und die Idee von Schule, wie sie hier dargestellt wird. 

Interessant ist auch, dass das Grundthema der Serie – darf die Jugend für Machtzwecke instrumentalisiert werden – genau dem empfehlenswerten Buch von Jesper Juul entspricht: Wem gehören unsere Kinder? Dem Staat, den Eltern oder sich selbst? Dieses dünne kleine Büchlein über Kitabetreuung gilt zwar einem anderen Alter – aber das Prinzip hört ja bei der Schule und Ausbildung nicht auf. 

Selbst-Verantwortung und Autonomie hat beim Filmhelden wie im echten Leben mehrere Säulen:

  • der Held wächst frei und fernab vom Machtsystem auf und wird nicht nach den üblichen gesellschaftlichen Rollenbildern der Oberschicht bewertet, wird also in seiner Kindheit nicht „gebrochen“
  • der Held darf seine Aggression frei als mentale Stärke und körperliche Kampfkraft entwickeln
  • der Held bekommt Ausbildung/Anleitung und dazu praktische Herausforderungen, die ihn wirklich fordern (das Projekt Herausforderung hat sich ja bereits an einigen Schulen für Jugendliche sehr bewährt)
  • Der Held wird vom Schulleiter nach anfänglichen Schwierigkeiten gleichwürdig behandelt und erlebt Führung auf Augenhöhe
  • das Setting der Schule ermöglicht Freundschaft und Kameradschaft
  • dazu bringt der Held alle Talente, die kompetenzbasierte Führung ermöglichen, quasi angeboren bzw. durch seine besondere Kindheit mit

Die Serie begleitet den Helden und fünf sehr unterschiedliche junge Männer ins Erwachsenwerden. Im Fokus steht wie sie mit dem herrschenden Kasten-System umgehen.  Dass die Hwarang-Eliteschule ihre Schüler am Ende im Film zu autonomen, selbst-verantwortlichen Menschen ausbildet liegt ebenfalls an einigen Voraussetzungen, die heutige Schulen eher selten vorfinden:

  • Ein Schlüssel zum Erfolg: der Schulleiter hat freie Hand . Das war ein cleverer Schachzug, daß er nur unter dieser Bedingung die Schulleitung zusagte. Er muss sich an keine Lehrpläne halten und so entwickelt er seinen eigenen ungewöhnlichen Lehrplan: Der erste Schultag beginnt mit Schnapstrinken, damit die Schüer ihre eigenen Erfahrungen mit Alkohol, Kontrollverlust und Konsequenzen machen können.
  • Erfahrungen statt Reden und Pauken – ein ganzheitliches Trainingsprogramm, von dem heutige Schulen auch weit entfernt sind: Tanz, Gesang, Philosophie und Kampfkunst.  Die körperliche Erfahrung in der Kampfkunst ist kein Sportstunde der Woche sondern zentraler Bestandteil.
  • Die Schulleiter will nicht gefallen und gemocht werden – weder den Schüler:innen noch den besorgten Eltern redet er nach dem Mund oder macht Zugeständnisse. Was für eine wichtige Voraussetzung, um freie Entscheidungen zu treffen! Und am Ende wird er  wichtigster Berater der Schüler – weil sie ihn und seine unabhängige Meinung achten und schätzen.

Kraftvoll finde ich persönlich die Serie auch deswegen, weil die jungen Männer hier sehr körperlich sein dürfen. Es wird viel gekämpft und zugeschlagen. Aber während ich die vielen Kampfszenen in den meisten Filmen als angebliche Problemlösung ermüdend finde, hat hier das Kämpfen mehr den Ausdruck von Körperlichkeit und Authentizität. Es zeigt Leidenschaft und hilft bei der Problemlösung – aber ist niemals selbst die Problemlösung! Diesen befreienden Umgang mit Körperlichkeit und gesunder Aggression, um für sich und nicht gegen andere zu kämpfen zu lernen, das wäre auch für uns heute wegweisend in unserem verkopften Schulsystem.

Neben perfekter Kameraführung ist bei dieser Serie auch der Soundtrack hervorragend. Mit einem Symphonieorchester eingespielt ist die Musik auch allein ein Genuss und gibt dem Film Schwung, Humor und Tiefe. Du findest meine Lieblingstitel auf der Playlist siehe unten.

Die Story beinhaltet natürlich auch die grosse Liebe, Freund- und Feindschaft und wie wir unseren Platz in der Gesellschaft finden. Warum die Filmform des Kunstmärchens für diese Themen so sinnvoll ist, findest Du näher in meinem Blogartikel „Bereit für grosse Gefühle?“ beschrieben.

Mich freut dabei, dass neben der leichtgängigen Unterhaltungsebene doch immer tiefer darunter das Thema Angst- oder Vertrauenskultur mitschwingt.  Also Unabhängigkeit/Gleichwürdigkeit versus Machtbeziehungen. Und das wird sogar sowohl vom Held als auch der Heldin jeweils in der damaligen Männer- bzw. Frauenwelt anschaulich praktiziert. 

Nur eine unabhängige Jugend kann die Gesellschaft erneuern – eine wunderbare mutmachende Botschaft des Films, die ja heute aktueller denn je ist.  Wie der Schulleiter so schön sagt: „Wenn die Jugend keinen Ärger macht, wie soll sich dann etwas ändern?“

Autonomie lehren braucht Präsenz und Anerkennung

Diese herausragende Dokumentation zeigt den Alltag einer Schulklasse, wie es sie überall in Deutschlands gibt. Viele Kinder haben Migrationshintergrund, viele Kinder tun sich schwer mit dem Lernen. Und doch ist „Herr Bachmann und seine Klasse“ ein einzigartiger Film. Weil hier gezeigt wird, welchen Unterschied Beziehungskompetenz in der Lehrtätigkeit macht. Durch seine Fähigkeit mit den Kindern in Beziehung zu sein schafft er es, die Kinder seiner 6. Klasse wachsen zu lassen. Er bietet Präsenz statt Stofforientierung. Anerkennung statt Notenfixierung. Dieser Film belehrt nicht, dieser Film macht Mut: Schule kann anders sein! „Herr Bachmann und seine Klasse“, Gewinner des Silbernen Bären bei der Berlinale. 

Führen auf Augenhöhe

 Kompetenzbasierte natürliche Führung ist die Art der Führung, die unsere Biologie für uns vorgesehen hat. Wir können sie bei sozialen Tierarten wie Hunden und Pferden beobachten und wissen aus Erfahrung, dass Kinder mit dieser Art der Führung am besten gedeihen. Bei allen Filmhelden und Filmheldinnen kannst Du die Essenz und Prinzipien natürlicher kompetenzbasierter Führung  lehrbuchhaft erleben. 
 
Diese Führung wird nicht durch Druck und Angst erzwungen, sondern Dir geschenkt, selbst wenn Du gar kein Interesse daran hast. Das geschieht immer dann, wenn Du folgende Kompetenzen leben kannst:
  • präsent bist
  • souverän deine eigenen Grenzen wahrst und schützt
  • andere schützen kannst
  • dich authentisch zeigst und handeln kannst
  • Entscheidungen treffen kannst, also agierst und nicht reagierst
  • leidenschaftlich für Deine Werte einstehst und diese selbst lebst
Lebewesen folgen freiwillig und mit grosser Leidenschaft den Menschen (oder Tieren), die sie als vorhersehbar und kompetent erleben.  Wenn Du praktisch lernen willst, wie diese Art der respektvollen Führung ohne Schwert in der Hand geht, dann bist Du herzlich zu unserem pferdegestützten Workshop „Respektvoll Führen“ oder einer Online-Supervision eingeladen.
 
Und bis dahin kannst Du Dir diese Filme anschauen und erleben, wie es sich anfühlen könnte und müsste, wenn Autonomie wirklich Ziel der Schule ist.
 

Das Problem von Eliteschule und wie sich das herrschende System immer wieder selbst reproduziert

Weil hier zwei der von mir genannten Filme von Eliteschulen handeln möchte ich nicht versäumen, diese spannenden und erschreckenden Einblick in die Funktion von Eliteschulen im herrschenden Wirtschaftssystem zu geben. Wie gesagt, mich interessieren hier an dieser Stelle „nur“ die allgemeinen Bildungsprinzipien, die an jeder Schule umsetzbar wären. Aber Eliteschulen haben auch einen politischen Effekt und das solltest Du vielleicht auch über die Existenz von Eliteschulen wissen…

Workshops für Beziehungskompetenz auf dem Mirabellenhof

Wenn Du mehr Liebe, Leichtigkeit und Führungskompetenz in Deinen privaten und beruflichen Beziehungen erleben willst, dann kannst Du hier Dein Handwerkszeug dazu erweitern: Unsere pferdegestützten Workshops bieten Dir in kleiner Gruppe und geschütztem Rahmen die Erforschung und Erweiterung Deiner individuellen Beziehungsmuster. Oder Du kommst mit Deinem ganzen Team, damit ihr zusammen Führungskompetenz auf Augenhöhe tiefer erforscht und weiter entwickelt.

In den pferdegestützten Workshops kannst Du in einem geschützten, sicheren Setting körperlich erleben, wie es sich für Dich anfühlt, wenn Du ganz DA bist und Deine volle Kraft nutzt. Wie Du für Deine Grenzen sorgst, klar bist in Konflikten und gerade dadurch echte Friedlichkeit ausstrahlst.

Beratungen und Workshops für Beziehungskompetenz helfen Dir privat wie beruflich Beziehungen aktiv auf Augenhöhe zu gestalten. Erfahre, welchen Unterschied es für Deine privaten wie beruflichen Beziehungen macht, wenn Du Dich grenzsicher, selbst-verantwortlich und authentisch verhältst. 

Nächster Workshop 22.-24. September 2023
Live auf dem Mirabellenhof
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