Bist Du bereit für große Gefühle? Serien, die Dein Herz heilen lassen

Bist Du bereit für grosse Gefühle?

Meine Eltern würden sagen: „Kind, guck nicht soviel Fernsehen!“

Aber wenn Fernsehgucken uns zu besseren Menschen machen würde, wäre es dann nicht gerechtfertigt mit gewissen FilmheldInnen etwas Zeit zu verbringen? In diesem Blogartikel möchte ich Dir ein paar Serien vorstellen, die inhaltlich das Zeug haben, Dein Herz zu erwärmen und Dir wichtige Werte für eine friedlichere Welt vermitteln können.

Lange Zeit meines Lebens habe ich mich von Serien fern gehalten. Aber nun hat es mich doch erwischt. Zum Einen, weil die Qualität von Serien inzwischen immer öfter Filmreife hat und zum Anderen, weil ich durch die hervorragende Serie „Extraordinant Attandant Woo“ nachfolgend auf ein quasi koreanisches „Disney-Produktionsstudio“ aufmerksam wurde. Das hatte ich dem Netflix Algorithmus zu verdanken, der gelernt hat, dass für mich neuerdings koreanische Serien mit deutschen Untertiteln in Frage kommen. 

Sowohl ungemütliches Winter-Wetter als auch eine dicke Erkältung haben es mir leicht gemacht, Tage mit Hund und Serienschauen im Bett zu verbringen. In dieser Hinsicht ist mein schwer traumatisierter Hund echt von Vorteil: er liebt es den ganzen Tag mit mir nichts zu tun, weil ihn die Welt nach 30 Minuten extrem stresst und er zu gerne mit mir im Bett lümmelt.

Ich habe viele Serien angefangen und war enttäuscht. Deshalb empfehle ich hier auch nicht die typischen bekannten romantischen Serien wie Outlander oder Brigderton, die eine verliert sich zu sehr in Gewalt und die andere zu sehr in Kostümen. Anders erging es mir mit den Serien, die  vom  südkoreanischen „Studio Dragon“ stammen. Und nicht nur das, sie berührten mich in besonderer Weise.

Ich bin mir sicher, dass ich mich einigen der psychologischen Berater:innen des Storyteller-Teams von Studio Dragon ausgezeichnet verstehen würde – schade, dass sie so weit weg sind. Der Werbespruch des Studio Dragon lautet: „Universal Emotions, Original Stories“. Und welche universaleren Emotionen als Liebe und Schmerz gibt es?

Und diesem „Sinn“ ihres Unternehmens, so scheint mir, werden sie mit einigen Serien absolut gerecht. Denn ich habe lange nicht mehr handwerklich so viele thematisch unterschiedliche Serien gesehen, die es schaffen Folgendes zu vereinen:

  1. authentisch verdichtete Charaktere, die sich im Film persönlich stetig weiter entwickeln 

  2. durchgängige und konsequent angewandte Werte wie Wahrhaftigkeit und Integrität, Selbst-Verantwortung,  Authentizität und Gleichwürdigkeit

  3. Alle Serien sind Geschichten des Gelingens! Mein Motto „Miteinander mehr erreichen“ wird hier vorgelebt- dieses Weltbild von Vertrauen und Kooperation zieht sich durch alle hier von mir empfohlenen Serien. Immer wird gezeigt, wie wir durch Vertrauen auf Wahrhaftigkeit und Kooperation weiter im Leben kommen als durch Ellbogenmentalität. Ein Happy End allein ist für mich übrigens noch keine Geschichte des Gelingens, denn wenn sich reale Schwierigkeiten plötzlich durch „Wunder“ oder Superkräfte auflösen, dann gibt mir das wenig Inspiration für das echte Leben.

  4. stimmiger Spannungsaufbau über 16 oder 20 Folgen mit einer nicht zu einfach oder flach gestrickten Geschichte der Beziehungsverflechtungen

  5. Mischung der Genre (Romanze plus Krimi plus Action)

  6. hochwertiges Spielfilm-Niveau, was Kameraführung, Bildgestaltung, Schauspielerei usw. angeht.

Wie der Titel nahe legt, geht es bei diesen Serien immer um die ganz großen Gefühle, allem voran die ganz große Liebe. Wie man sie findet, wie man sich zeigt, in welche Konflikte man gerät, wie man mit altem und neuem Schmerz umgeht und wie man über sich hinauswachsen kann. 

Vielleicht denkst Du jetzt, achjee, ausgerechnet Liebesfilme, das ist ja  gar nichts für mich. Das kann gut sein und dann stehen für Dich andere Lebensthemen gerade im Vordergrund. 

Meiner Erfahrung nach mögen es Menschen, die zu wenig Liebe bekommen haben (wozu ich die meisten zähle), ganz gerne ab und zu in diesen Gefühlen zu schwelgen.

Wenn Du aber Mißbrauch bzw. toxische Beziehungen unter dem Deckmantel der Liebe oder angeblich romantischer Gefühle erlebt hast, dann reagierst Du vielleicht eher mit Skepsis oder Ablehnung auf solche Filme. Und das ist dann absolut berechtigt. Es ist leider eine Tatsache, dass es zum Beispiel viel häusliche Gewalt gibt, sich die Opfer aber nicht trennen, weil der Täter sie ja „liebe“ und andersherum auch. Da wird die angebliche „Liebe“, zum Zweck, zum Aufrechterhalten destruktiver Beziehungen benutzt. Um diesen Mißbrauch der Liebe geht es in den hier vorgestellten Serien nicht, sondern um die Liebe, die heilsam auf uns wirkt.

Manche Filme bieten ja auch wunderbare Filmmusik -
hier ist meine Best of Liste für grosse Gefühle:

Kleiner Exkurs: Was genau ist ein ganz grosses Gefühl wie Liebe?

Ich zitiere da mal den Neurowissenschaftler Joachim Bauer, der es so beschreibt:
„Resonanz zu erfahren ist die tiefste Sehnsucht des Menschen. Sie ist neurobiologisch verankert und bildet das Urmotiv für Liebe, Sexualität und Partnerschaft. Nirgendwo zeigt sich die die zauberhafte Wirkung der Resonanz derart intensiv wie im Momenten des Flirts, in Phasen frischer Verliebtheit…“

Wir erleben nicht bei jedem Menschen oder Lebewesen die gleiche Resonanz. Nur wenn sich die Beziehungsmuster der Kindheit ähneln, erleben wir die nötige Resonanz, die wir als Verliebtheit erfahren und/oder als „Schicksal“ bewerten. Das bedeutet nicht, dass Verliebte/Liebende nicht sehr unterschiedlich sein können, aber die Unterschiedlichkeit bezieht sich auf das Verhalten, nicht auf das zugrundeliegende Beziehungsmuster.

Nochmal zurück zur Verliebtheit. Bauer beschreibt es treffend so, dass Verliebte sich ja nicht einfach 1:1 spiegeln, das wäre langweilig und würde keine Schmetterlinge im Bauch auslösen: „Verliebte sehen im Gegenüber das, was dieses Gegenüber an sich selbst oft noch gar nicht entdeckt hat.“
Verliebte sehen im Anderen die bessere Vision der Person und genau dieser „Möglichkeitsraum“ verändert den anderen real. Liebe inspiriert uns, lässt ungeahnte Kräfte wachsen und Entschlüsse reifen, sie verändert als Vision die Biologie der tatsächlichen Person.

Nur Resonanzerfahrungen, die wir als Liebe bezeichnen, lassen uns zu der besten und kraftvollsten Version unserer Person werden. Liebe ist der kostenlose Motor für ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung und Potenzialentfaltung.

Es gibt nur einen Haken und den beschreibt Bauer so:
„Doch währt der Resonanzzauber oft nur eine begrenzte Zeit. Je länger sich das Paar kennt und den Alltag teilt, desto mehr erlahmt die Phantasie, die anfangs dem Anderen neue Räume geöffnet hat.“

Gründe dafür gibt es leider mehr als genug. Wenn wir z.B. glauben für die Idee von Liebe unsere persönlichen Grenzen aufgeben zu müssen oder dass wir für den Anderen mehr verantwortlich sind als für uns selbst… dann schleicht sich langsam Gift in die Beziehung ein.

Oder die grossen Gefühle an sich machen uns Angst. Wer gross liebt, der wird auch grossen Schmerz und Verlust empfinden, alten wie neuen Schmerz – das allein hält viele Menschen davon ab ihr Herz dauerhaft zu öffnen. Ohne grossen Schmerz keine grosse Liebe. 

Das ist ein Grund, warum ich die nachfolgenden Serien empfehle, denn hier geht es um fiktive Geschichten von Menschen, die gebrochen wurden oder Leid erlebt haben und wie sie in ihre Ganzheit zurückfinden. So eine Serie bietet da einen guten Mittelweg, geschützt auf dem Sofa kann man sich auf Gefühle einlassen, die wir im echten Leben in der Regel wegen dem Schmerzaspekt dann doch lieber vermeiden.

Märchen zeigen Wege der Persönlichkeitswicklung auf

Die Serien von „Studio Dragon“ sind mir deshalb als Beziehungs-Beraterin so sympatisch, weil es sich meiner Meinung nach um psychologisch stimmige Kunst-Märchen handelt, die mit hohem Unterhaltungswert umgesetzt werden.

Das gibt es natürlich auch in anderen Filmen (vielleicht sogar in einigen Filmen noch überzeugender), aber die Form der Serie bietet hier einen grossen Mehrwert: durch die Länge ist man sozusagen 20 bis 30 Stunden mit den Charakteren und ihrer Gefühlswelt verbunden. Eine Serie kann sich Zeit lassen – dadurch können Gefühle sozusagen zelebriert werden. Und das macht glaube ich den Unterschied zu einem gutem Film aus, der durch das zwei Stunden Format doch gezwungen ist, Story und Gefühle mehr zu verdichten.

Die Serien, die ich hier vorschlage kann man unter vielen Gesichtspunkten auch kritisieren, es findet sich z.B. keinerlei gleichgeschlechtliche Liebe unter den Charakteren. Dabei weiss ich aus meinem eigenen Leben und aus der Beratungspraxis, daß es bei den Prinzipien der Beziehungsführung keinen Unterschied macht, an welches Geschlecht sich die Liebe richtet.

Auffällig gegenüber westlichen Filmen ist auch die fehlende Körperlichkeit der Liebe. Bei den Romanzen ist ein Kuss fast immer das Maximum an Körperlichkeit, die Paare tauschen stundenlang tiefe Blicke aus, wo die Helden in anderen Filmen sich schon die Kleider vom Leib gerissen hätten.

Aber das alles hat mich persönlich nicht gehindert, die Serien unter dem Aspekt der Gefühls- und Beziehungsinszenierung zu genießen.

Sind Märchen naive Geschichten für Kinder?

Dazu beziehe ich mich mal auf ein Genie, dessen Vorträge und Bücher ich als junge Erwachsene verschlungen habe und mir große Inspiration für mein Leben war. Auch heute noch sind seine zahlreichen Bücher sehr zu empfehlen: Eugen Drewermann.

Er hat zahlreiche Märchen tiefenpsychologisch und gut nachvollziehbar analysiert und von meiner damaligen Gestalttherapeutin habe ich die Praxis gelernt: meine Träume zu deuten und Märchen als Entwicklungsimpulse für mein eigenes Wachstum zu nutzen.

Eugen Drewermann geht von einer im Alltag eher unbekannten Tragweite der Bedeutung von Märchen aus, sehr gut zusammengefasst hier im Vorwort seines Taschenbuchs „Rapunzel, Rapunzel, lass Dein Haar herunter – Grimms Märchen tiefenspychologisch gedeutet“. Er schreibt im Vorwort:

„Märchen sind eher Erzählungen für Erwachsene als für Kinder. Was sie zu sagen haben, entstammt zum überwiegenden Teil einer Bilderwelt und Weisheit, der man bereits in den Mythen des Altertums und in Erzählungen der Naturvölker begegnet…

Ihre Sprache ist die Sprache der Träume, ihre Symbolik fußt in der archetypischen Bilderwelt des Unbewußten und so bedarf es einer Art kindlichen Nachträumens, einer neuen Unmittelbarkeit der Einfühlung und des Erlebens, um als Erwachsener die Märchen zu verstehen… im Grunde sprechen die Märchen von Gegensätzen und Konflikten der menschlichen Psyche.

Sie beschreiben in zeitlosen Bildern den mühsamen Weg, den es kostet, von einem Kind zu einem Erwachsenen zu werden; sie schildern die Belastungen und Schwierigkeiten, die jemand aus den Eindrücken seiner Kindheit ins Leben mitnimmt und in irgendeiner Weise überwinden muss;

und in all dem vermitteln sie den Mut, trotz aller Angst und Schuldgefühle an die Berechtigung des eigenen Lebens zu glauben und bedingungslos der Wahrheit des eigenen Herzens zu folgen. So sind die Märchen in sich selbst Wegweiser und Richtmarken des Unbewussten…“

Wie Du ja vielleicht schon aus meinem anderen Blogartikel weisst (10 unterhaltsame Spielfime über Gleichwürdigkeit in Beziehungen, da ist übrigens das Kunstmärchen der Sternwanderer dabei), schaue ich Filme immer mit einem grossen Augenmerk daraufhin an, ob die Beziehungsdynamiken für mich glaubhaft und ermutigend sind.

Drewermann beschreibt es als die Fähigkeit, ohne Angst und Schuldgefühle zu leben und das deckt sich mit dem von mir entwickelten Beziehungs-ABC, dass die vier Werte Integrität, Selbst-Verantwortung, Authentizität und Gleichwürdigkeit umfasst.

Wenn Serienhelden bemüht sind diese vier Werte zu leben und ihre holprige Entwicklung dahin mit einer Prise Humor aufgezeigt wird, dann empfinde ich das als inspirierend für mein eigenes Leben. Diese Helden sind eben keine Superhelden im Sinne vieler Kinohits, die mit Superkräften und Kampf alle Probleme des Leben (angeblich) lösen.

So sind diese von mir hier vorgestellten Serien nicht real in dem Sinne einer genauen Milieustudie oder der oft traurigen Wirklichkeit, in der Menschen sehr viel mehr Opfer der Umstände sind oder in ihren Beziehungsmustern feststecken.

Doch glaube ich, daß die Serien musterhaft sehr gut universelle Beziehungsprinzipen „lehren“ und was mir besonders wichtig ist: sie ermutigen, sie öffnen die persönliche Gefühlswelt und machen Hoffnung, wenn man sich darauf einlässt, mitzuschwingen.

Bist Du bereit für grosses Gefühls-Kino?
Hier meine Vorschläge:

Hier stelle ich Dir ein paar der Serien vor, die ich kenne und empfehle. Ausgerechnet die Serie, die als erstes in deutsche Sprache synchronisiert wurde (Hometown Cha Cha Cha), finde ich eher schwach und nicht sehenswert. Deshalb empfehle ich Dir, es mit koreanisch mit Untertiteln zu versuchen. Man gewöhnt sich an des Mitlesen und kann die Orginalstimmen hören, was ein Mehrwert ist.

Platz Nr. 1 bekommt bei mir die preisgekrönte Serie:
„It´s okay, not to be okay“.

Hier geht es um eine leicht überspitzte aber psychologisch saubere und humorvolle Studie, wie zwei traumatisierte Menschen beziehungsfähig werden. Dabei mag ich besonders den liebevollen Blick auf „Autismus und Selbständigkeit“ und „psychische Störungen“. Zusätzlich geht es um das Geschichtenerzählen selbst als Akt der Heilung, also Storytelling als Teil der Story.
Themen sind: Wie kann ich mich auf Nähe einlassen, wenn ich emotionalen Mißbrauch oder Vernachlässigung erlebt habe? Wie kann ich Über-Verantwortung aufgrund von Überforderung in der Kindheit in Selbst-Verantwortung und Selbst-Liebe wandeln?

Platz Nr. 2 bekommt das Historien-Drama
„The King´s Affection“

Diese Serie scheint mir die anspruchsvollste Verfilmung zu sein, optisch ein Genuss und von hoher schauspielerischer Qualität. Die beeindruckende Schauspielerin Park Eun-bin verkörpert ihre Rolle absolut überzeugend. 

Die Serie ist sowohl spielerisch leicht, wenn es um das Verlieben geht als auch zum Ende krimihaft spannend. Denn wie gelingt es der Heldin, die nie sie selbst  sein durfte, eine echte oofizielle Lösung für ihr Dilemma zu finden?

Neben der Liebesgeschichte ist ein Hauptthema Integrität – wie können wir echt und wahrhaftig leben inmitten von gesellschaftlichen Erwartungen und Intrigen wie Machtkämpfen? Ein also immer aktuelles Thema im historischen Gewand.

Mir imponierte hier die Hartnäckigkeit der Heldin, die immer wieder einfache und schnelle Lösungen wie Flucht oder Anpassung zu meiden und statt dessen wirklich um sich selbst als Person zu kämpfen.

Platz Nr. 3

„Romance is a Bonus Book“

Diese reale, eher stille und ohne grossen Schnickschnack wie Zauberei oder Action umgesetzte Serie spielt im Literaturbetrieb und zeigt einen kleinen idealtypischen Verlag. Die Hauptdarstellerin ist anfangs obdachlos und die Serie begleitet sie auf ihrem Weg zu lernen, sich selbst ernst zu nehmen und einen passenden Arbeitsplatz zu finden. 

Ein Thema ist, daß wir nicht sehen, dass die Liebe oft schon vor uns steht, wir haben falsche Vorstellungen und suchen an den falschen Orten…

Wie immer bei „Studio Dragon“ gibt es keine schnellen oder billigen Lösungen. Es geht um Wahrhaftigkeit und Authentizität. Alle Abkürzungslösungen wie Unterlagen fälschen usw. erweisen sich am Ende als nicht tragfähig. Nur die echte Persönlichkeitsentwicklung hilft, die dann auch im Außen zu echtem Erfolg führt.

Diese Serie ist eine sehr gelungenes Real-Life-Märchen, wir nehmen am Schicksal einiger Menschen teil und neben der Liebesbeziehung der Hauptfiguren wird hier auch schön gezeigt, wie eine Arbeitswelt aussieht, in der die vier Werte Integrität, Verantwortung, Authentizität und Gleichwürdigkeit gelebt werden (siehe mein Blogartikel dazu).

Außer Konkurrenz: The Alchemy of Souls

Ein Fantasy-Historiendrama, daß dem Kunstmärchen per se entspricht: Eine Mischung aus Romantik und Intrigengeschichte mit unvergesslichen symbolischen Bildern. Die Serie verliert sich weder in aufwändiger Action, Kostümierung oder Gewalt. Die Beziehungs-Geschichte der Hauptcharaktere ist ausgetüftelt und folgt den kleinteiligen Schritten von Traumabewältigung in märchenhaften Bildern. In den zwei Staffeln gibt es sozusagen zwei Liebesgeschichten, die aufeinander aufbauen… ein besonderer Clou der Serie.

Wenn man mal die Rahmenhandlung aussen vor lässt, dann bekommst Du in dieser Serie  jede Menge märchenhafte, symbolisch-archetypische Bilder, welche Schritte es braucht, damit Menschen ganz werden und ihr volles Potential ausleben. 

Der Held ist ein Aussenseiter, der nichts als Ärger bereitet (quasi ein herausforderndes Kind, siehe auch pädagogischer Teamtag „herausfordernde Kinder“). Grund dafür ist sein verschlossenes Energieportal, ein treffendes Symbol für die Situation, wenn wir nicht auf unsere volle Lebenskraft zurückgreifen können, also durch Traumatisierung abgeschnitten sind von unseren natürlichen Kräften. Insbesondere die Aggression, als unsere Schutz- und Kampfkraft, steht uns dann entweder nicht zur Verfügung oder sie gerät außer Kontrolle und wir werden zur Attentäter:in (was ja die Geschichte der Heldin hier ist).

Kleinschrittig und recht genau am Traumabewältigungsprozess orientiert erleben wir als Zuschauer:innen hier die Heilungsgeschichte der beiden Hauptcharaktere in symbolischen Bildern.

Wer verschliesst in der Regel unser Potenzial? Oft genau die Menschen, die wir lieben! Unsere Eltern und Bezugspersonen lieben uns und gleichzeitig behindern sie oft durch ihre eigene Angst unsere volle Potenzialentfaltung. Das Trauma des Helden ist ein transgeneratives Trauma – es existiert, weil seine Eltern in bestimmter Weise unglücklich handelten. Wie nun daraus am Ende Glück wird, zeigt die Serie auf. Denn die Helden folgen natürlich nicht den Warnungen der Erwachsenen und Mächtigen sondern ihren Herzen und ihrer Sehnsucht, ganz zu werden.

Wenn wir Trauma auflösen wollen und unser „Energieportal“ wieder öffnen, dann folgt in der Regel als Erstes eine Art emotionaler Überschwemmung mit zu starken und zu großen Gefühlen, die nicht aushaltbar scheinen. Nur wenn es ein anderer Mensch schafft, die Gefühle mit uns „zu halten“, „zu durchleben“ (hier in der Serie muss der Held grosse Hitze und Kälte überleben und schafft es nur durch den Beistand und das Dasein der Heldin in dieser Situation nicht zu sterben). Das ist auch eine schöne Metapher für eine Therapiesituation in der Heilung geschieht, weil bestimmte Gefühle zum ersten Mal „einfach da sein dürfen“. Diese Haltung des absoluten Annehmens gelingt oft gerade unter Freunden/Freundinnen nicht, die zu eifrig in Tipps verfallen, wie das bedrohliche Gefühl „weg zu kriegen“ ist. 

Und auch der nächste Schritt wird in der Serie humorvoll aufgezeigt: Wenn wir wieder mit unserer ursprünglichen Kraft verbunden sind, dann agieren wir oft nicht angemessen. Wir sind zu stark und schwanken von einem Extrem in das andere Extrem. In dieser Phase sind wir für unsere Partner oder für die Familie anstrengend, denn wir übertreiben es mit dem Neuen. Es braucht Übung, bis wir die Mitte finden und lernen angemessen kraftvoll zu handeln. In der Serie kann der Held sein Zauberschwert endlich ziehen, hat darüber aber kaum Kontrolle und wird zur echten Gefahr für sich selbst und seine Umwelt.

Anders als in vielen anderen Fantasyfilmen wird hier gerade die intrinsiche Motivation und das Scheitern und Fehlermachen als Weg zur Stärke dargestellt. Das entspricht genau dem heutigen Wissenstand, wie wir am besten lernen (was in traditionellen Schulen ja hartnäckig ignoriert wird). Der normale Bildungsweg bleibt dem Held verschlossen, der sich dann selbstorganisiert weiterbildet und über alle hinaus wächst. 

Während im ersten Teil noch menschliche Charaktere miteinander ringen, beeindruckt der zweite Teil mit 2 Hauptdarsteller:innen, die jeweils den Archetyp schlechthin von Mann und Frau darstellen. Und die Serie inszeniert das in den märchenhaftesten Bildern.

Archetypen sind ja laut der Tiefenpsychologie unsere unbewussten kollektiven Vorstellungs- und Handlungsmuster. Solche Bilder können uns mit unseren eigenen inneren Anteilen dieser Art rück-verbinden und dann heilsam wirken. Es geht also nicht darum, das ich meinen Ehemann mit dem Held vergleiche, sondern dass ich bei mir selbst schaue, wann und wie lebe ich selbst diese Qualitäten in mir. 

Inspirierend ist auf jeden Fall die wunderbare Szene in der Staffel 2, Folge 3, wo der Held souverän und kraftvoll (aber nicht gewalttätig) seine übergriffige Schwiegermutter in die Grenzen weist. Unsere ganze Familiengeschichte wäre anders verlaufen, wenn mir dasselbe mit meiner Schwiegermutter gelungen wäre – aber ich habe mich nie getraut so furchtlos aufzutreten, leider. Die Serie kam zu spät 😉
Aber die Weisheit stimmt: Der beste Partner / Die beste Partnerin ist für uns der/diejenige, die sich nicht in die Beziehungsmuster der Schwiegerfamilie verwickeln lässt!

Wenn Du selbst praktisch lernen willst, wie man heldenhaft (damit meine ich integer) Grenzen setzt, bei sich bleibt und dadurch Stärke entwickelt, empfehle ich Dir unsere pferdegestützten Workshops Ich & Du auf dem Mirabellenhof.

Die Serie ist eine opulentes Fantasy-Märchen, wie Stärke und Schwäche, Licht und Schatten zu vereinbaren sind. Gar nicht so fantasy, sondern sehr real finde ich den Plot in Staffel 2, dass die Hochzeit der Helden einfach ist und danach ein Paar zu werden, die komplizierte Herausforderung des Lebens. Das kenne ich doch aus der Paarberatung, denn Liebe allein reicht nicht, um eine glückliche Beziehung zu führen. In diesem Fall hat die Heldin einen Teil von sich selbst noch nicht integriert (die Aggression, ihr Attentäter-Dasein). Der Held wiederum ist irgendwann so verletzt von alten Wunden, daß er sich nur langsam für das Hier & Jetzt öffnen kann.

Und ebenso realistisch finde ich, dass die beiden sehr lange eine On/Off Beziehung führen und die Entwicklung eben nur in kleinen Schritten stattfinden kann. Es gibt keinen grossen Knall und alle Probleme sind gelöst, wir müssen viele kleine Schritte gehen, um ganz wir selbst zu werden und damit erst beziehungsfähig zu werden.

Und wie bei allen Märchen gilt die Regel „Du schaffst es niemals allein“. Immer braucht es gute Freunde oder hilfreiche Menschen, damit die Held:innen nicht vom Weg abkommen. Die enorme Kraft des Helden wird hier sehr sympathisch gerade nicht als Lösung aller Probleme dargestellt, sondern nur das Verbünden mit Gegenspielern und die Integration dieser Macht in gemeinsames Handeln einer Gemeinschaft. Wie sich die beiden Konkurrenten verbünden ist ebenfalls ein ganz wunderbarer Erzählstrang der Serie, denn hier kommen die typisch hilfreichen Tiere des Märchens zum Einsatz. In diesem Fall ebnet eine Schildkröte den Weg in eine Freundschaft, die fast zur Feindschaft geworden wäre.

 

Workshops für Beziehungskompetenz auf dem Mirabellenhof

Wenn Du mehr Liebe & Leichtigkeit in Deinen Beziehungen erleben willst, dann kannst Du hier Dein Handwerkszeug dazu erweitern: Unsere pferdegestützten Workshops bieten Dir in kleiner Gruppe und geschütztem Rahmen die Erforschung und Erweiterung Deiner individuellen Beziehungsmuster. 

Auch unser „Energieportal“ ist oft noch halb geschlossen, wir bremsen uns selbst aus, denn unsere wahre Größe macht uns anfangs oft Angst. In den pferdegestützten Workshops kannst Du in einem geschützten, sicheren Setting körperlich erleben, wie es sich für Dich anfühlt, wenn Du ganz DA bist und Deine volle Kraft nutzt. Wie Du für Deine Grenzen sorgst, klar bist in Konflikten und gerade dadurch echte Friedlichkeit ausstrahlst.

Beratungen und Workshops für Beziehungskompetenz helfen Dir privat wie beruflich Beziehungen aktiv auf Augenhöhe zu gestalten. Erfahre, welchen Unterschied es für Deine privaten wie beruflichen Beziehungen macht, wenn Du Dich grenzsicher, selbst-verantwortlich und authentisch verhältst. 

Platz Nr. 4: „Hwarang“

Eine jugendlich erfrischende und und kraftvolle „Coming of Age “ Serie ist „Hrawang“. Die Serie spielt in einer koreanischen Eliteschule für männliche Aristokraten im 5. Jahrhundert, die es wirklich gab. Allerdings bezweifle ich, dass es in Wirklichkeit so idealtypisch war, wie im Film dargestellt. Aber mich interessiert ja weniger die historische Faktenlage als mehr das Menschenbild und die Idee von Schule, wie sie hier dargestellt wird – und das Schulkonzept finde ich sehr ansprechend. Wie werden junge Menschen unabhängig ist die zentrale Leitfrage — von dieser Priorität kann sich das heutige Schulsystem doch einiges abschneiden. Eine Schlüssel zum Erfolg: der Schulleiter hat freie Hand . Er muss sich an keine Lehrpläne halten und so entwickelt er seinen eigenen ungewöhnlichen Lehrplan: Der erste Schultag beginnt mit Schnapstrinken, damit die Schüer ihre eigenen Erfahrungen mit Alkohol, Kontrollverlust und Konsequenzen machen können. Erfahrung statt Reden – das Konzept gefällt mir! Ansonsten ist es ein ganzheitliches Trainingsprogramm, von dem heutige Schulen auch weit entfernt sind: Tanz, Gesang, Philosophie und Kampfkunst.  

Kraftvoll finde ich persönlich die Serie auch deswegen, weil die jungen Männer hier sehr körperlich sein dürfen. Es wird viel gekämpft und zugeschlagen. Aber während ich die vielen Kampfszenen in den meisten Filmen als angebliche Problemlösung ermüdend finde, hat hier das Kämpfen mehr den Ausdruck von Authentizität. Es zeigt Leidenschaft auf und hilft bei der Problemlösung – aber ist nicht selbst die Problemlösung! Diesen befreienden Umgang mit gesunder Aggression, um für sich und nicht gegen andere zu kämpfen, das wäre auch für uns heute wegweisend.

Die Story beinhaltet natürlich auch die grosse Liebe, Freund- und Feindschaft und wie wir unseren Platz in der Gesellschaft finden. Mich freut dabei, dass neben der leichtgängigen Unterhaltungsebene doch immer tiefer darunter das Thema Unabhängigkeit und Autonomie des Einzelnen mitschwingt.

Live auf dem Mirabellenhof

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