Aufruf zur Empathie

Empathie ist die härteste Währung der Welt – sagt Jesper Juul und meint, von unserer Fähigkeit zur Empathie wird unsere globale Zukunft wesentlich abhängen.

Das Lebenswerk von Arno Gruen ist ebenfalls ein Aufruf zur Empathie. Dieser kurze Filmclip ist meiner Meinung nach eine sehr treffende und ansprechende Zusammenfassung:

http://www.srf.ch/play/tv/kulturplatz/video/arno-gruen-wir-sind-als-originale-geboren-wir-sterben-als-kopie?id=2c2cd52d-089c-4cce-b3eb-c33c0e00b572

Arno Gruen liefert ein leidenschaftliches Plädoyer für Empathie, eigentlich eine angeborene Eigenschaft, die dem modernen Menschen im Laufe der ersten zwei Lebensjahre abhanden kommt. Im besten Fall wird sie durch etwas ersetzt, was Gruen «kognitive Empathie» nennt. Er meint damit eine vom Verstand gesteuerte, aber nicht die ursprüngliche von der Emotion her kommende Empathie.

Der Verlust des Mitgefühls entsteht, weil der Mensch von Anfang an lernt: Kampf und Konkurrenz sind die Triebkräfte des Daseins. Kinder lernen Feind-Denken. Andere Bewusstseinszustände werden als naiv eingestuft, als unrealistisch, als schwach. Empathische, dem Menschen zugewandte Wahrnehmungen werden unterdrückt und unser Bewusstsein wird auf abstrakte kognitive Ideen, über das, was Realität ist, reduziert.

Gruen meint: Diese Zivilisation produziert Menschen, die standardisiert sind, die Angst haben, als Aussenseiter zu gelten. Und das, obwohl sich alle heute für Individualisten halten. So kommt zustande, was der englische Dichter Edward Young im 17. Jahrhundert folgendermassen formulierte: «Wir werden als Originale geboren, sterben aber als Kopien.»