Authentizität üben – im Spiel!

Kinder brauchen Erwachsene, die sich selbst ernst nehmen und authentisch sind!

Authentizität ist einer der vier Werte nach Jesper Juul, die uns erfolgreich und befriedigend trotz aller Krisen durch unser Leben tragen. Authentizität ist ein wichtiger Fundamentbestandteil unserer Beziehungen, ob privat oder beruflich (s. auch das Buch von Jesper Juul: Vier Werte, die Kinder ein Leben lang tragen). Authentizität meint nicht, dass ich meine Wut jedem an den Kopf werfe und impulsiv allen meinen Bedürfnissen sofort nachgehe – das ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Authentisch sein bedeutet, dass ich eine gute und tiefe Verbindung zu mir selbst habe, im Falle von Wut bedeutet dass, dass ich meine Wut als Abwehrreaktion auf meinen Schmerz kenne und auch mit dem Schmerz verbunden bleibe. Dass ich Verantwortung für meine Gefühle übernehme und mich selbst beruhigen kann – dann kann ich authentisch zeigen, wie wütend ich bin, wie tief mein Schmerz ist und erwarte doch nicht, dass der andere meine Gefühle auflöst.

Bis vor Kurzem, war es gesellschaftlich noch verpönt, authentisch zu sein. Es wurde die soziale Höflichkeit gelehrt und belohnt (sag „ich möchte“ und nicht „ich will“, sag schön „Bitte/Danke“, zeig nicht wie du das Geschenk wirklich findest/lass Dir von der Oma ein Schmatzer aufdrücken, auch wenn Du es eklig findest usw.) Nun gibt es eine radikale Wende und wir hören oder haben schon selbst erfahren, dass wir mit authentischen Beziehungen viel glücklicher sein können als mit Beziehungen, die auf Rollen und Masken beruhen.

Aber es ist nicht leicht, die frühkindlich erworbenen Haltungen und die berechtigte Vorsicht, die wir als Kinder gelernt haben, hinter uns zu lassen.
Warum? Weil viele Eltern und PädagogInnen aus meiner Generation, die selbst Eltern hatten, die nicht gut für sich sorgen konnten, es gelernt haben, mehr auf das Gegenüber zu achten als auf sich selbst. Wenn ich Eltern hatte, die leicht oder unvorhersehbar „austickten“ oder für die ich als Kind „emotional sorgen“ musste – dann fällt es mir selbst als Erwachsene schwer, zuerst mich wahrzunehmen. 100% Aufmerksamkeit tut keinem Kind gut, weder in der Familie noch in Kita oder Schule. Kinder brauchen Erwachsene, die ihre eigenen Gefühle genauso ernst nehmen wie die der anderen.

Für mich persönlich war dies vor einigen Jahren psychologisches Neuland – wie geht das genau: mich selbst wirklich ernst nehmen? Meine Wünsche anmelden und eine Reaktion bekommen – ohne sofort in die Opfer- oder Täterrolle zu schlüpfen, um die Situation zu kontrollieren?

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Ironischerweise nehmen wir Erwachsene
uns genau dann ernst,
wenn wir noch spielen können
oder wieder spielen lernen.

Spielen wurde lange Zeit psychologisch und pädagogisch unterschätzt. Das Spiel ist die höchste Form der Verbindung mit anderen Menschen. In dem Moment, in dem wir uns mit unserer Einzigartigkeit begegnen gibt es eine tiefe Verbindung, physisch, emotional und spirituell, diese ist körperlich, freudvoll und leicht. Angelas Leidenschaft ist die Beschäftigung mit dem Idioten oder Narren (the Fool Story). Hier kannst Du mehr darüber erfahren (auf englisch).

Passend zur Bedeutung des Spiels für die Qualität unseres Lebens gibt es nun auch das neue Buch von André Stern:

Wer praktisch erleben will, wie wundervoll begeisternd, lebendig und bildend es ist, in Gemeinschaft „spielend zu sein“ – der ist herzlich eingeladen dies in diesem Workshop zu erfahren. Spielen ermöglicht absolut präsent und authentisch zu sein – Qualitäten, die wir nicht nur als Kinder sondern gerade auch als Erwachsene und speziell als PädagogInnen dringend brauchen.

Nächste Veranstaltung Transformational Play auf dem Mirabellen hierentlang.